Weide – vielfältige Verwendungsmöglichkeiten

Traditionelle Anwendung der Weide

Die Weide (Salix) war für unsere Vorfahren aufgrund ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten eine sehr wichtige Pflanze. Sie wurde im Haushalt z.B. für Körbe, im Garten als Sicht- und Windschutz und auf den Weiden als Zaun genutzt. Und natürlich fand sie auch in der Hausapotheke ihren Platz, insbesondere aufgrund ihrer schmerzlindernden Wirkung. Sie wurde auch als Schutzbaum in der Nähe des Hauses gepflanzt, um Unglück – vor allem Naturkatastrophen wie Stürme und Überschwemmungen – fernzuhalten, sowie Wachstum und Heilung zu fördern.
Viele alte Kulturen verwendeten die Weide auch in Ritualen. Kelten und Indiander bauten aus den Weide-Ruten ihre Schwitzhütten, nutzen das Holz für Schutzamulette und die Weide gehört zu den neun heiligen Hölzern für das Feuer an Beltane. Juden in aller Welt schlagen an Hoschana Rabba mit Weidenzweigen. Und Sträuße mit Weidenkätzchen sind auch heute noch sehr beliebt, auch wenn die ursprüngliche Symbolik für Wachstum und Fruchtbarkeit den wenigsten bewusst ist.

Botanik und Verbreitung der Weide

Weiden
Kopf-Weiden

Die Familie der Weidengewächse (Salicaceae) umfasst ca. 450 Arten. Diese kommen überall in der nördlichen gemässigten Zone bis zur Arktis vor. Einige Arten sind auch in den Tropen und den gemässigten südlichen Zonen heimisch. Bei den Weiden gibt es Zwergsträucher, die nur 3 Zentimeter hoch werden, und die meist schnellwüchsigen, bis zu 35 Meter hohen Bäume. Diese sind sehr ausschlagfreudig und bilden kräftige, stark verzweigte Wurzeln, mit denen sie das Erdreich festigen.
Das besondere an der Weide neben den Inhaltsstoffen ist, dass sie sehr biegsam und leicht ist, aber trotzdem zäh und fasrig. Was auch zu ihrem Namen führte. Weide stammt vom althochdeutsch wîda und bedeutet ‘die Biegsame’.
Die heimische Weidenarten stehen von März bis September unter Naturschutz und dürfen nicht geschnitten werden, um Brut-, Nist- und Lebensräume von Tieren und Pflanzen nicht zu gefährden. Vor allem Bienen dienen sie als erste Nahrung.

Weide als Naturheilmittel

Die Weide war wegen ihres schmerzstillenden, entzündungshemmenden und fiebersenkenden Inhaltstoffs Salicin eines unserer wertvollsten Heil- und Hausmittel. Die chemische Herstellung der Salicylsäure machte die mühsame Arbeit zur Herstellung von Weidenrindenheilmitteln überflüssig. Wie gut dieser Stoff ist sieht man daran, dass Aspirin zum einem der erfolgreichsten Medikamente des letzten Jahrhunderts wurde. Allerdings ist dadurch das Wissen um die natürliche Herstellung dieser wunderbaren Heilpflanze fast völlig verloren gegangen.
Heute besinnen sich wieder immer mehr Menschen auf diese alte Heilweise mit dem Weidenrindenpräparat zurück. Es hat sich wie praktisch immer gezeigt, dass die natürliche Variante viel verträglicher ist als chemisch hergestellte Inhaltstoffe.

Hauptinhaltstoffe der Weidenrinde sind Salicinverbindungen, Glykoside, Flavonoide und Gerbstoffe. Anwendung findet sie zum Beispiel bei Zahnschmerzen, Kopfschmerzen und Migräneanfällen, aber auch bei mit Fieber einhergehenden Erkältungen, wenn dieses gesenkt werden soll. Aber auch rheumatische Beschwerden können dadurch gelindert werden. So passt die getrocknete Weidenrinde gut in eine Rheumateemischung.
Als Beruhigungsmittel empfahl Hildegard von Bingen Weidenblütenknospen. Weidenrinde setzte sie auch bei Blutungen und Gicht ein. Hippokrates verordnete Weidenrinden-Aufgüsse gegen Gelenkentzündungen. Ähnlich wie die Germanen und Kelten. Die kochten Weidenzweige aus und fertigten Umschläge, um schmerzende Glieder oder schlecht heilende Wunden zu behandeln.

Anwendungen

Selbstgemachte Weidenrindenprodukte
Selbstgemachte Weidenrindenprodukte

Für die Anwendungen werden aufgrund des Mindestgehalts an Salicin die Rinde der zwei- und dreijährigen Zweige der Silber-, Purpur-, Bruch- oder Salweide im Frühjahr gesammelt. Bitte nur so viel wie nötig und nur dort, wo es entsprechende Mengen hat.

 

Tee: 1 Teelöffel Weidenrinde in einer Tasse mit kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen. 3 mal täglich 1 Tasse oder bei Bedarf trinken.

Tinktur: Ein Glas ¾ mit der frisch geschnittenen Rinde locker füllen und dann mit Alkohol (mind. 40% Vol.) auffüllen. Dies für 4-6 Wochen an ein sonniges Fenster stellen und danach abfiltern.
Erwachsene nehmen 10-15 Tropfen, bei starken Schmerzen 20 Tropfen. Die Tinktur kann auch äußerlich als schmerzstillende Einreibung oder in Form von Salben angewendet werden.

Salbe: 3 Eßlöffel frische oder 4 Eßlöffel getrocknete und zerkleinerte Rinde der Weide werden mit ca. 200 ml Olivenöl übergossen und bei geringer Hitze erwärmt. Den Ansatz 24 Stunden ausziehen lassen und anschließend nochmals erwärmen. Danach abfiltern, 20 g Bienenwachs hinzufügen und solange rühren bis der Wachs sich vollständig aufgelöst hat. Zum Schluß kommen 10 Tropfen Propolis dazu, nochmals gut verrühren und in kleine Glastiegel abfüllen. Nachdem die Salbe abgekühlt ist können die Tiegel geschlossen werden.

 Achtung:
Der Inhaltstoff Salicylsäure wirkt blutverdünnend und darf deshalb nicht in Verbindung mit blutverdünnenden Medikamenten (z.B. Marcumar, ASS) verabreicht werden!
Nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit anwenden!
Nicht bei Kindern einsetzen!
Bei Überdosierung kann es zu Magenbeschwerden kommen! 

 

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